Neuanfang in der Comedy-Szene

Fast zu ernst, um darüber zu lachen: Gisela B. Laux macht Arbeitslosigkeit zum Comedy-Thema

Mut gehört in jedem Fall dazu, sich das erste Mal ganz allein auf eine Bühne zu trauen. Insofern gebührt Gisela B. Laux schon allein dafür Respekt, dass sie am Mittwochabend mit ihrem ersten Kabarettprogramm diesen großen Schritt wagte und im Lesecafé des Ratinger Medienzentrums vor ihr Publikum trat. Nervös war sie ganz unübersehbar, wusste aber, mit der Stresssituation umzugehen.

„In jedem Schwein steckt ein Mensch" lautete der Titel des Programms, der in seiner Rätselhaf­tigkeit jegliche Erwartungshaltung zunichte machte und damit ziemlich treffend den Inhalt reflektierte.

Denn der Begriff Kabarett in dem geläufigen Sinne, dass da jemand auf der Bühne steht und Witze über Politiker, Promis und Spießer macht, passt so gar nicht zur Kunst der Wahlratingerin.

Zum einen redet sie über etwas, das bei anderen Kabarettisten nur am Rande vorkommt. Zum Anderen weiß sie tatsächlich, wovon sie redet: Nach einem abgeschlossenen Studium der Germanistik, Politik- und Theaterwissenschaft und Jobs in den Bereichen Journalismus und Öf­fentlichkeitsarbeit ist die überraschend jugendliche Frau nach eigenem Bekunden "auf Arbeitge­bersuche". Folglich kann sie aus erster Hand über ein Thema berichten, dass für immer mehr Menschen zur traurigen Realität wird, das aber immer noch mit vielen Vorurteilen und allgemeiner Ablehnung belastet ist: Arbeitslosigkeit. Vielleicht aber ist es gerade die mangelnde Distanz zur Thematik, die über weite Stecken verhindert, dass es wirklich zum Lachen reizt. Vielleicht ist das Thema auch einfach nicht lustig. Dabei lässt die Akteurin durchaus ihr humoristisches Potential immer wieder aufblitzen und stellt auch ihre Qualitäten als Entertainerin, ihre rasche Auffas­sungsgabe und ihre Schlagfertigkeit deutlich unter Beweis.

Ganz Akademikerin, will sie sich nicht auf ihr Gedächtnis verlassen und greift daher auf Kar­teikarten zurück, die sie mehr oder weniger sicher durch ihr Programm führen. Dieser offensive Umgang mit der realen oder vielleicht doch inszenierten Schwäche entbehrt nicht einer gewissen Komik, die vor allem dann zu Tage tritt, wenn Frau Laux völlig vorn Thema abkommt und sich mittels Kärtchen wieder zum Ausgangspunkt zurückhangelt. Natürlich steht im Mittelpunkt der alltägliche Wahnsinn als „Kunde" der Agentur für Arbeit, die ständigen Widersprüche, Erniedrigungen und bürokratischen Hürden.

Das Groteske ging dabei ab und an ein wenig unter, zu oft wurde man auf falsche Fährten gelockt oder mit Einwürfen aus dem Konzept gebracht. Wer sich jedoch ganz offen auf die ungewöhnliche Darstellungsform einließ, konnte durchaus einen aufschlussreichen, auf intelligente und kritische Art unterhaltenden Abend genießen.

Westdeutsche Zeitung, 09.06.2006

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