Initiative gegründet

"Arbeitgebersuchende" suchen Webdesigner

Nach einem viel versprechendem Start sucht die "Initiative qualifizerter Arbeitgeber-Suchender" (IQ-AS) jetzt dringend einen Web-Designer zur Gestaltung einer Homepage.

Eine Internet-Präsenz betrachtet Initiatorin Gisela Laux als zentralen Faktor für einen Erfolg der IQ-AS. Das wichtigste Ziel der Initiative besteht darin, mittelfristig zu einer Lobby für hochqualifizierte und ältere Menschen zu werden, die wegen eben dieser Eigenschaften vergeblich eine Arbeitsstelle suchen (das Ratinger Wochenblatt berichtete). Gisela Laux fühlt sich aber mit ihren 42 Jahren kei­neswegs zu alt und ist hochmotiviert.

Inzwischen hat sie Mitstreiter gefunden, gemeinsam wurde ein Konzept für die Initiative erarbeitet, und sogar ein Sponsor ist schon da, welcher der Gruppe einen Raum zur Verfügung stellt: die Beratungsagentur RMK Consult. Auch das Wirtschaftsministerium wurde kontaktiert. Dort wird jetzt geprüft, ob die Initiative förderfähig ist.

Neben der inhaltlichen Arbeit muss die Initiative aber auch eine tragfähige Struktur bekommen. Dazu gehört beispielsweise die Mittelbeschaffung. Ein Mitstreiter, der Erfahrung auf diesem Gebiet hat, würde die Gruppe deshalb einen großen Schritt nach vorn bringen, ebenso wie ein Jurist, der sich mit Vertrags- und Urheberrecht auskennt.

Ratinger Wochenblatt, 03.11.2005

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"Überqualifiziert und zu alt"

"Arbeitgebersuchende" suchen Webdesigner

Qualifiziert, motiviert, arbeitslos. Gisela Laux erlebt eine Situation, die es eigentlich nicht geben sollte. Der Schlüssel zum Arbeitsmarkt, so die gängige Lehre, besteht in einer fundierten Ausbildung. Das hilft jedoch nicht viel, wenn man die Tür nicht findet, auf die der Schlüssel passt. Gisela Laux steht, um im Bild zu bleiben, bei ihrer Suche nach einem Arbeitsplatz seit geraumer Zeit vor hermetisch verriegelten Türen — und zwar nicht etwa deshalb, weil sich nichts gelernt hätte, im Gegenteil: überqualitiziert lautet eine der häufigsten Begründungen, wenn ihre Bewerbung mal wieder abgelehnt wird. Trotz zahlreicher Rückschläge lässt sie sich jedoch nicht entmutigen. Sie sucht nun den Kontakt zu Menschen in der gleichen Situation. Ziel: Strategien entwickeln, um den Teufelskreis zu durchbrechen.

Mit Nachdruck macht Gisela Laux klar, was sie nicht will: keine Treffen in Kneipenhinterzimmern, in denen man sich gegenseitig sein Leid klagt. Das, was ihr vorschwebt, entspricht einer Selbsthilfegruppe im Wortsinn. Gisela Laux nennt es, mit Bedacht, einen Arbeitskreis. "Aus einem Er­fahrungsaustausch heraus wollen wir Strategien entwickeln, um einen Arbeitgeber zu finden", sagt sie.

"Arbeitgeber suchend", so beschreibt Gisela Laux ihren Status. Arbeit, so argumentiert sie, ist eigentlich genug du. Dennoch findet sie niemanden, der ihr welche gibt, und das ist schon erstaunlich. Gisela Laux kann ein abgeschlossenes Studium der Germanistik, Politik- und Theaterwissenschaften vorweisen, dazu Berufserfahrungen als Journalistin in Print und TV, als Werbetexterin, Pressereferentin und Lektorin. Sie sei zudem stets bereit gewesen, große Kompromisse einzugehen, habe sich sogar bei einer Zeitarbeiterfirma verdingt und mehrere Umzüge hinter sich.

Und doch enthält ihre Akte inzwischen hunderte Absagen von Arbeitgebern. Ob Initiav-Bewerbung oder als Reaktion auf ein Stellenangebot, die Antworten sind stets negativ. Dabei unterlaufen ihr bestimmt keine formalen Fehler. Sie spult die gängigen Regeln, die es in einem solchen Verfahren zu beachten gilt, so routiniert herunter, dass man ihr bedenkenlos einen Job als Bewerbungsberaterin anvertrauen könnte.

Trotzdem kommt sie nicht weiter. Die Ablehnungsgründe seien immer gleich, sagt Gisela Laux. Sie sei überquaifiziert und mit 42 zu alt. "Da schleichen sich irgendwann schon auch Selbstzweifel ein", sagt sie. Die „Fallmanager" bei der Arbeitsagentur (so heißen die jetzt tatsächlich) sind genauso ratlos. "Verschweigen Sie doch Ihr Studium!", hatte man ihr schon allen Ernstes vorgeschlagen. Und ihr ausgeprägter Wille zu arbeiten wurde ihr auch schon negativ ausgelegt. Sie sei „übermotiviert".

Dabei ist Gisela Laux alles andere als ein Einzelfall. Erst vor einer Woche lief in Düsseldorf die Messe "Job!" - ein Forum auf dem "Aussteller" sich selbst "anboten". Ihr Markenzeichen: hochqualifiziert, ebenso motiviert. So etwas Ähnliches schwebt Gisela Laux vor, allerdings nicht als einmaliges Ereignis, sondern als dauerhaftes Netzwerk.

Sie sucht nun Mitstreiter, die wie sie bereit sind, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen, qualifizierte Menschen, die mit Engagement einen Job suchen und die sich nicht unbrauchbar fühlen, obwohl sie „schon" über 40 sind. In einem Ideenaustausch sollen Strategien entwickelt werden, um effektiver nach einem Arbeitgeber zu suchen. Gisela Laux setzt dabei stark aufs Internet, etwa indem man eine Vermittlungs- bzw. Bewerbungs-Homepage entwickelt.

Wer sich für das Projekt „Netzwerk qualifizierter Arbeitgebersuchender" interessiert, kann sich unter g.laux[a]t-online[.]de an die Initiatorin wenden. Gisela Laux würde sich auch sehr freuen, wenn, ein Unternehmen oder eine andere Einrichtung dem Arbeitskreis einen Raum zur Verfügung stellen könnte, in dem ein bis zweimal in der Woche gearbeitet werden soll

Ratinger Wochenblatt, 03.11.2005